Themen: KI und Pandemie + Gesichtserkennung + skurrile NFT-Auktionen
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Top-Thema
Was kann denn Künstliche Intelligenz wirklich? Und ist dort, wo KI drauf steht, auch wirklich KI drin? Diese Woche sind uns zwei Artikel aufgefallen, die den Nutzen und das Können von KI zwar nicht infrage stellen, jedoch einmal ordentlich Luft aus dem Hype lassen.
Das Buch Fake AI blickt kritisch auf die Technologie
Da ist zum einen die Rezension des Buches „Fake AI“, die bei der Süddeutschen Zeitung (Bezahlartikel) erschienen ist. Herausgegeben hat das Buch Frederike Kaltheuner, die bis vor Kurzem den europäischen AI Fund leitete und nun die globale Abteilung für neue Technologien und Menschenrechte bei der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch verantwortet. Kaltheuner hat in dem Buch die Beiträge verschiedener Autor:innen gesammelt, auf der Website zum Buch gibt es eine Übersicht. Kaltheuner sieht durchaus einen Nutzen, den die Technologie bei Themen wie Energieeffizienz, Klimawandel oder beispielsweise in der Logistik leisten kann. Sie sagt aber in dem SZ-Artikel auch: „Aber es gibt auch Anwendungen, die einfach völliger Unsinn sind." Bisweilen steckt eben gar keine KI in Anwendungen, sondern einfach nur Statistik. Andere Programme sind einfach schlecht programmiert. „Wir haben Angst vor übermächtiger Technik aus der Science-Fiction, aber wir sollten vielleicht Angst haben vor zu dummer, schlechter KI.“
Komplexe Daten: KI ist bei der Pandemie wenig hilfreich
Manchmal fehlen auch schlicht die richtigen Daten, wie ein anderes Beispiel zeigt. Noch in der vergangenen Woche hatten wir in unserer Ausgabe einen WIRED-Text verlinkt, in dem beschrieben wurde, wie eine KI relativ früh die Struktur die Struktur der Omikron-Variante vorausgesagt hat. Corona könne im Kampf gegen Covid helfen, hieß es. Nun dann doch Ernüchterung: KI hat wenig Einfluss auf die Corona-Pandemie gehabt, berichtet - wieder: die WIRED US. Das Magazin beruft sich auf eine Studie des britischen Alan Turing Institute. Demnach seien Wissenschaftler nur schwer an Gesundheitsdaten gekommen, die für das Training einer KI benötigt werden. Das Institut hatte während der Studie nach Beweisen dafür suchen wollen, wie KI bei der Bewältigung der Krise geholfen hat.
Das Ergebnis ist ernüchternd: Es habe nicht viel gefunden, was es zu Bewundern gab, heißt es. Fast alle KI-Tools zur Erkennung von Covid-19-Symptomen seien fehlerhaft gewesen. "Wir wollten die leuchtenden Sterne hervorheben, die zeigen, wie diese sehr aufregende Technologie funktioniert", sagte Bilal Mateen, ein an der Erstellung des Turing-Berichts beteiligter Arzt und Wissenschaftler. Leider hab man diese leuchtenden Sterne nicht finden können, sondern nur eine Menge Probleme. Warum? Bei medizinischen KI-Anwendungen seien Daten komplexer und weniger verfügbar als die Webdaten, auf denen viele Algorithmen trainiert werden. Dadurch könnten Ergebnisse irreführend sein, heißt es.
Weitere Themen
KI im Kampfjet: Autopiloten in Flugzeugen sind schon lange selbstverständlich, aber kann KI auch alleine Kampfjets steuern und in kriegerischen Auseinandersetzungen eingesetzt werden? Das US-Militärforschungsinstitut DARPA testet solche Systeme im so genannten Ace Programm und will 2024 vier autonome Jets gegeneinander antreten lassen. Zwei Fragen beschäftigen die Macher: Werden die Kampfjets alleine fliegen und kämpfen können? Und werden die Pilot:innen, die mitfliegen sollen, der KI vertrauen? The Rise of AI Fighter Pilots heißt die Story im New Yorker.
Aktuelle KI-Trainings seien ineffizient, sagte Googles KI-Chef Jeff Dean laut Mixed. „Wenn man ein neuronales Netz von Grund auf neu trainiert, ist das so, als würde man jedes Mal, wenn man etwas Neues ausprobiert, seine gesamte Ausbildung vergessen. Das ist doch verrückt, oder?“, so Dean.
JD.com fordert Amazon in Europa mit eigenen Roboter-Shops heraus, schreibt t3n. Der chinesische E-Commerce-Konzern habe Shops in den Niederlanden eröffnet, die bei denen Bestellungen und Abholungen nahezu vollautomatisch abgewickelt werden.
Ein neues Projekt soll die Gesichtserkennung verständlich machen, berichtet die FAZ. Das Forschungsprojekt der Uni Kassel wird mit 1,5 Millionen Euro von der Volkswagen-Stiftung gefördert.
Schlechte Zeiten für Halbleiterhersteller: Weil Cloud-Anbieter wie Microsoft und Amazon ihre Server-Chips immer häufiger selbst produzierten, werde das Geschäft von Chip-Anbietern wie AMD und Intel bedroht, berichtet das Handelsblatt in einer Analyse.
Die Bilddatenbank von Clearview AI wachse unaufhörlich, berichtet das Fachmagazin Biometricupdate.com. Ende Dezember habe das FBI einen Vertrag mit dem US-Gesichtserkennungsunternehmen über biometrische Ermittlungen geschlossen.
Veraltete Windows-Software bedrohe Millionen PCs hierzulande, berichtet der Spiegel. Fachleute hielten das für „grob fahrlässig“ und warnen vor den Folgen wie etwa Hackerangriffen.
Außerdem:
T3n hat sich kuriose NFT-Auktionen angesehen.
Das KI-Briefing-Team wünscht eine erfolgreiche Woche. Danke für’s Lesen. Bleiben Sie gesund und schlau!